Behandlungsmethoden

Opioidabhängigkeit ist eine chronische Krankheit
Behandlung kann keine dauerhafte Heilung erzeugen

Wir alle haben Angst in Sucht und Abhängigkeit zu versinken, die Vielfalt unseres Lebens zu verlieren und nur noch unserem Suchtmittel nachjagen zu müssen. Wir alle besitzen eine gewisse Verzweiflung gegenüber unserer Unfähigkeit, unseren überbordenden, süchtigen Wünschen immer genügend Einhalt zu bieten. Jedes Mittel der Abwehr dieser existentiellen Angst kann da leicht gerechtfertigt erscheinen.
Der unbedingte Glaube an die Heilskraft der Behandlung von Drogensucht wird zum tödlichen Fanatismus, wenn er den Drogenabhängigen die lebensnotwendigen Medikamente Methadon oder Heroin und andere Suchtdrogen vorenthält.
Das Abstinenzparadigma zwingt abhängige Menschen in Hoffnungslosigkeit und Selbsthass. Aber dort wo eine Krankheit nicht ausgeheilt werden kann, muss noch lange keine Hoffnungslosigkeit herrschen. Das Selbstbewusstsein muss gestärkt und nicht geschwächt werden. Ein Leben mit Drogen ist ein Leben und nichts weniger.
Behandlungen mit Opioidagonisten ermöglichen der grossen Mehrheit der Opioidabhängigen ein normales Leben:
Methadon: Langfristig am erfolgreichsten ist eine hochdosierte, anhaltende Methadonbehandlung. Mit Methadon können am meisten Menschen langzeitig in Behandlung genommen und gehalten werden.
Subutex®: Empfehlen wir gelegentlich für kurzzeitige oder langzeitige Anwendungen bei Opioidabhängigkeit. Mit Subutex® (Buprenorphin) kann ein Entzug durchführen, wer nicht an zu hohe Dosen Heroin oder Methadon gewöhnt ist.
Morphin: Morphin retard hat dieselben Eigenschaften wie Herointabletten. In den Polikliniken abgegebene Herointabletten werden missbraucht um sie illegalerweise zu Schnupfen oder für diesen Gebrauch zu verkaufen.
Kokain: Das Feld von Konsummustern – vom problemlosen Konsum in gewissen Partyszenen bis hin zum zerstörenden Taumeln von einem Absturz zum nächsten Crash – ist beim Kokain riesig. Behandlungserfolge sind sehr beschränkt.
Psychologische Angebote: Unsere Psychologin Marianne Seidenberg und die Psychiaterin Viola Habermeyer boten Therapie und Begleitung in den Räumlichkeiten der Arztpraxis Capitol an. Die Therapien konnten mit den Krankenkassen abgerechnet werden. Niemand wurde von uns zu Psychotherapie gedrängt.
Entzug: Die langfristigen Erfolgschancen von Entzugsbehandlungen werden allgemein drastisch überschätzt. Nur einer verschwindend kleinen Minderheit gelingt es, nie mehr von Heroin oder anderen Opioiden abhängig zu werden.
Infektionen: Wir behandelten viele Patienten mit chronischer Hepatitis, HIV und anderen Infektionskrankheiten. Unter Opioidagonisten-Behandlung mit Methadon, Morphin retards oder mit Subutex konnten diese aufwendigen und früher oft belastenden Behandlungen in der ambulanten Praxis mindestens so erfolgreich durchgeführt werden wie bei anderen Patienten.
Urinproben: konnten bei uns freiwillig abgegeben werden; wir verlangten sie nicht.
Vorbeugen: Alkohol, Nikotin und Übergewicht sind allgemein die grössten gesundheitlichen Risiken. Auch unter einer stabilen Methadonbehandlung bedrohen diese bekannten Gefahren meine Patienten mehr als illegale Drogen. Zudem können die Altlasten des Drogenkonsums wie Hepatitis und HIV erfolgreich behandelt werden.