Schnelle Metabolisierung

Wenn die Wirkung von Methadon einfach nicht genug lange anhält, kann eine besonders schnelle Verstoffwechslung von Methadon der Grund sein. Auch durch eine hohe Dosis können schnelle Metabolisierer Entzugsbeschwerden nie über den ganzen Tag verhindern. Sie brauchen mehr als eine Dosis Methadon pro Tag!

Methadon wird in den Leberzellen zu unwirksamen Abbauprodukten umgewandelt. Diese Metabolisierung bewerkstelligen die Zellen mit den Enzymen Cytochrom-P450 vom Typ Cyp2D6 und Cyp3A. Durch gewisse Medikamente oder durch eine angeborene, nicht so seltene Besonderheit des Körpers, können diese Cytochrom-Enzyme in den Leberzellen vermehrt sein und das Methadon schneller abgebaut werden.
Hauptsächlich das gegen Tuberkulose wirksame Medikament Rifampicin® (Isoniazid) und das gegen die Aids-Erreger HIV wirksame Stocrin® (Efavirenz / Sustiva®) veranlassen die Leberzellen, mehr Cyp2D6 zu bilden. Wenn gleichzeitig mit dem Methadon Rifampicin oder Stocrin eingenommen wird, wird Methadon darum schneller abgebaut und wirkt weniger lang. Andere Medikamente sind selten Grund für diese schnelle Methadon-Metabolisierung durch Enzyminduktion des Cyp2D6.
Jeder zehnte Europäer bildet doppelt oder manchmal sogar vierfach mehr Cyp3A. In diesen angeborenen Fällen der schnellen Methadon-Metabolisierung muss die tägliche Methadoneinnahme immer auf zwei und selten sogar drei Mal verteilt werden. Die Halbwertszeit des Methadons ist nämlich in diesen Patienten deutlich kleiner als 24 Stunden; schon nach einem halben Tag oder noch schneller ist nur noch die Hälfte des eingenommenen Methadons noch wirksam.
Die angeborene schnelle Methadon-Verstoffwechslung kann und muss durch Bluttests nachgewiesen werden: Die letzte Methadoneinnahme vor dem Test muss am Vortag unter Aufsicht eingenommen werden. Dann wird unmittelbar vor der Methadoneinnahme und drei bis vier Stunden nach der Methadoneinnahme Blut abgenommen. Der maximale Methadonblutspiegel ist bei einer schnellen Metabolisierung mehr als doppelt so hoch wie der minimale Spiegel unmittelbar vor der Methadoneinnahme. Die angeborene schnelle Metabolisierung ist ein Polymorphismus und kann deshalb gentechnisch nachgewiesen werden.
Wenn eine schnelle Verstoffwechslung nachgewiesen ist muss das Methadon zwei oder sogar dreimal täglich eingenommen werden. Selbstverständlich muss dann nur eine Teildosis unter Aufsicht in der Praxis eingenommen werden und die Tagesrestdosen werden mit nach Hause gegeben. Die Blutspiegel-Untersuchungen beweisen ja die Notwendigkeit der Mitgaben von Tagesrestdosen.
Die anderen Opiate wie Heroin, Morphin aber auch das halbsynthetische Subutex® (Buprenorphin) können nicht schneller oder langsamer metabolisiert werden. Interaktionen sind bei diesen Substanzen kaum zu erwarten.